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27.03.2017
Strategie

Homeoffice war einmal, … jetzt mobile Office

Die Digitalisierung der Wirtschaft und des Berufslebens schreitet voran. In der öffentlichen Debatte werden ihre Veränderungsprozesse mit der vermuteten Verringerung der Zahl von Arbeitsplätzen diskutiert, was so nicht stimmt. Deshalb sollen die unmittelbaren Vorteile einer Digitalisierung des Arbeitsplatzes für den einzelnen Arbeitnehmer oder Akteur in diesem Beitrag im Mittelpunkt stehen.
IT&I Magazin Nr. 24 - "Homeoffice war einmal, … jetzt mobile Office"

Heimarbeitsplätze gab es schon immer. Gerhart Hauptmann beschreibt ihre sozialen Verwerfungen bereits am Ende des 18. Jahrhunderts in seinem Drama „Die Weber“. Es ist also kein neues Thema, nur historisch war die Heimarbeit stark auftragsbezogen und gewerblich organisiert, weniger selbstbestimmt und teambezogen.


Je stärker sich die Heimarbeit am Einsatz mit Computern orientierte, desto mehr wurde sie zur heimbasierten Telearbeit, was auch heute bereits wieder der Vergangenheit angehört.


Im Radio der Lieblingssender, die Sonne scheint auf den Schreibtisch mit dem Laptop. Im Hintergrund läuft die Waschmaschine. Die Mittagspause kann man nutzen, um sie auszuräumen. Bis dahin ist die Excel-Tabelle ausgewertet und an den Chef gemailt. So stellt man sich effiziente Arbeit vor. Man muss nicht extra ins Büro fahren, um sein Arbeitspensum zu schaffen, sondern kann direkt zu Hause loslegen.


Was spricht für Homeoffice?


Homeoffice wurde zum allgegenwärtigen Schlagwort, weil nun spürbar Familie, Haushalt und Beruf besser miteinander verknüpft werden, obwohl es nicht bedeutet, dass überwiegend die Interessen des Arbeitnehmers ausschlaggebend sind. Natürlich bestehen zu Hause mehr Freiheiten als im Büro. Doch grundsätzlich werden mit dem Arbeitgeber Zusammenarbeitsstrategien sowie fest vereinbarte Arbeits- und Präsenzzeiten verabredet, die allerdings auch bedeuten, dass Sie in diesem Zeitraum keine Zeit für häusliche oder familiäre Aufgaben sowie Ablenkungen haben. Vor allem Familie und Freunde werden das zu Beginn nicht verstehen, denn man ist ja zu Hause und für jeden erreichbar.  


Viele Arbeitnehmer schätzen am Homeoffice auch die Tatsache, dass sie ihre Präsenzzeiten flexibler vereinbaren und damit Familie und Beruf besser verbinden können. Kinderbetreuung oder die Pflege Angehöriger lassen sich so beispielsweise für die Arbeitnehmer leichter organisieren und können damit ihrer individuellen Work-Life-Balance einfacher gerecht werden.


Weiterhin kann die gemeinschaftliche Problemlösung mit Kollegen und Kunden jederzeit – also zeitenunabhängig – stattfinden. Kompetenzen von Mitarbeitern können in Situationen genutzt werden, die sonst außerhalb der Tarifarbeitszeit nicht zur Verfügung stehen, was insbesondere Gewerkschaften kritisch sehen.  


Untersuchungen haben ergeben, dass Mitarbeiter im Homeoffice bis zu zehn Stunden Zeit pro Woche einsparen, die sie nicht im Stau, im Bus oder im Zug verbringen – von den positiven Auswirkungen auf Umwelt und Nerven ganz zu schweigen. Wenn man Arbeitszeiten im Büro und im Homeoffice vergleicht, so eine weitere Untersuchung der Stanford-Universität1, ist die messbare Leistung der Mitarbeiter, die von zu Hause ihre Arbeit tätigen, um 13 Prozent höher. Ihre Netto-Arbeitszeit war produktiver, weil sie weniger lange Pausen machten, seltener krank und die Arbeitsbedingungen ruhiger und ungestörter waren.

Wenn ja, dann richtig!


Arbeitsmarktprognosen rechnen mit einer Ausweitung dieses Phänomens, weil die überregionale Vernetzung aller Arbeitsplätze eines Unternehmens, egal wo sie  sich befinden, den Zugriff zu Daten und Prozessen einfacher gewährleistet.


Unbedingt geklärt werden sollte grundsätzlich, wer die Arbeitsmittel im Homeoffice zur Verfügung stellt. Überlässt der Arbeitgeber dem Mitarbeiter einen Firmen-Laptop oder muss dieser einen eigenen Rechner verwenden? Ist ein privates  Gerät überhaupt geeignet? Und wer bezahlt den Internetzugang und die Telefonrechnung? Darüber hinaus müssen der Datenschutz und das Haftungsrecht im Allgemeinen zwischen Mitarbeiter, Arbeitgeber und Kunden geklärt sein. Unterm Strich – darüber herrschen heute keine Zweifel – bleibt die Arbeit von zu Hause wesentlich produktiver als an einem Büroarbeitsplatz. Nervende Kollegen und ausufernde Konferenzen werden ebenfalls nicht vermisst.  


Vom Homeoffice zum mobile Office


Weil im normalen Bürobetrieb täglich bis zu 35 Prozent2 der Arbeitsplätze durch Abwesenheiten der Mitarbeiter ungenutzt bleiben, kann Homeoffice in Verbindung mit Office- oder Desk-Sharing erhebliche Einsparungen an Büroflächen und Energieverbrauch für den Arbeitgeber bringen. Jedoch nur unter der Voraussetzung, dass man tatsächlich die Anzahl der Arbeitsplätze an den Bedarf anpasst und der Mitarbeiter bereit ist, im Back-Office eines Unternehmens einen Büroarbeitsplatz je nach Verfügbarkeit raumunabhängig zu akzeptieren. Diese Entwicklungen gibt es bei großen und kleinen Unternehmen. Aber auch Firmengründungen und Start-ups wollen Kosten sparen und erbringen damit zu Beginn die notwendige Administration in ihrem Wohnumfeld.

Informationstechnologie und Immobilien (IT&I) Ausgabe Nr. 33 / April 2022

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Diese Form von Flexibilität von Arbeit verändert zunehmend räumliche und zeitliche Grenzen, weil Internet, Netzwerke, webbasierte Dienste, Cloud Computing den modernen Arbeitsplatz aktuell definieren und eben nicht mehr nur bezogen auf das Homeoffice.  


Smartphone und Tablet – mehr Büro brauchen Arbeitnehmer für ihren Job heute nicht mehr. Zu Hause am Schreibtisch, auf der Couch, im Café, eigentlich überall unterwegs checken sie Mails, telefonieren mit Kunden oder arbeiten am neuen Projekt. Mitarbeiter haben ihr Büro immer dabei. Sie können ortsungebunden ihren Job nachgehen. Denn mit der passenden Unternehmenssoftware können Mitarbeiter jederzeit sicher und bequem online gehen. Internetbasierte Kommunikationsformen ermöglichen das, weil das Notebook oder mobil das Tablet mit Anbindung an das Netzwerk eingerichtet werden können. Arbeits- und Geschäftsprozesse werden unternehmensseitig so programmiert, dass Projekte uneingeschränkt online bewegt werden können.  


Schreibtisch auf Zeit


Trotzdem wächst mit der Mobilität auch der Bedarf an temporären Arbeitsplätzen mit Präsenzpflicht, Coworking beschreibt diese vollkommen neue Arbeitsform. Deshalb stellen Coworking Spaces somit Arbeitsplätze und Infrastruktur, wie Netzwerk, Drucker, Scanner, Fax, Telefon, Beamer oder Besprechungsräume, zeitlich befristet zur Verfügung und ermöglichen somit unternehmensunabhängig das traditionelle Gespräch oder die notwendige Konferenz für die Fälle, wo eine Kommunikation face to face mehr Erfolg verspricht als ein Online-Kontakt. Das wäre auch eine Ergänzung zu den stationären Arbeitsplätzen, die man dann nicht in vollem Umfang seitens der Firma vorhalten muss.  


Nun, alles ist in Bewegung, … eben mobile Office.

  1. Untersuchung an der Stanford University, geleitet durch Nicholas Bloom (2013): „Does working from home work? Evidence from a chinese experiment“. https://people.stanford.edu/nbloom/sites/default/files/wfh.pdf
  2. Befragung von rund 1.500 Berufstätigen im Auftrag von Team Viewer (2012). http://www.menschundbuero.de/branche/news/jeder-dritte-im-home-office/
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